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Zur Geschichte des Fördervereins Atelierhaus Panzerhalle Groß Glienicke e.V.
auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Waldsiedlung

Der Erhalt des Atelierhauses Panzerhalle auf dem ehemaligen Kasernegelände Waldsiedlung in Groß Glienicke war Inhalt und Ziel der Arbeit des 1998 gegründeten Fördervereins Atelierhaus Panzerhalle e.V. Im Zentrum seiner Bemühungen standen die jährlich veranstalteten Ausstellungsprojekte, die die Panzerhalle auch überregional bekanntmachten und sie als wesentlichen Ort der Kunstproduktion an der Schnittstelle zwischen Berlin und Brandenburg etablierten. Die wechselvolle Geschichte des Standortes mit seinen Ursprüngen in der Weimarer Zeit und die permanenten Abrissbedrohungen der Halle seit Anfang der 1990-er Jahre bestimmten die Kontexte und inhaltlichen Auseinandersetzungen der Ausstellungsprojekte.

Die Kaserne „Waldsiedlung“ ist aufgrund ihrer langen Geschichte ein bauhistorisches Denkmal, nicht nur für die preußische Kasernen-Architektur, sondern auch für die Konversion von Militäranlagen. In der „Nach-Wendezeit“ wurde sie zur Übergangsbehausung verschiedener Akteure und zugleich zum Planungsfeld für Stadtentwickler und Politiker, auf dem sich die unterschiedlichsten gesellschaftspolitischen Interessen widerspiegelten. Teile des 700.000 qm großen Kasernenareals wurden bereits in der Weimarer Zeit erbaut und während des Nationalsozialismus erweitert. Nach Kriegsende wurde es vorübergehend von der sowjetischen Armee besetzt, um dann für über 40 Jahre zu einer wichtigen Grenzschutz-Kaserne der DDR zu werden.

Nach der „Wende“ wechselten die Besitzverhältnisse in rasantem Tempo (Bundesvermögensamt, Neue Heimat, LEG, Gewobag) und neue Nutzer zogen ein: die Groß-Glienicker Grundschule, eine Tierpension, zahlreiche Kleinhandwerker, der Karnevalsverein. Die LEG sanierte im größeren Stil Teile der unter Denkmalschutz stehenden Backsteingebäude: ehemalige Mannschaftsunterkünfte wurden zu Büroräumen mit „Boarding-Haus“ für die später für Skandale sorgende LEG. Nach ihrer Auflösung lies sie leere Räume zurück. Kleine Unternehmen siedelten sich an, so z.B. eine Vermögensverwaltung, ein Kita-Museum, eine Druckerei.

1991 ließen sich einzelne Künstler aus Brandenburg und Berlin - angezogen von der einzigartigen Architektur des Geländes - dort nieder, auf der Suche nach Raum, Spuren und Abgeschiedenheit. Vorgefundene Räume, Architektur und Inventar wurde fotografisch dokumentiert (Grenzverteidigungspläne, Vorgehen bei atomaren Ereignissen, Telefonzentrale, Krankenhausmobiliar, Lagerbestände, ehemalige Waffenkammern und Werkräume etc.) Bereits 1992 wurden in der ersten Ausstellung auf dem Gelände - „Tatortbesichtigung“, Räume und Hallen für die Öffentlichkeit erstmals nach dem Auszug der Militärs zugänglich gemacht und künstlerisch umgesetzt. 1995 wurde mit Unterstützung des MWFK des Landes Brandenburg das „Atelierhaus Panzerhalle“ gegründet, das nun 20 Künstlern aus Berlin und Brandenburg als Pilotprojekt für zunächst 5 Jahre Platz bieten sollte. Der Förderverein Atelierhaus Panzerhalle gründete sich. Sein wesentliches Ziel ist der Erhalt des Atelierhauses nicht nur als Produktionsstätte von Kunst, sondern auch als ein Denkmal der Konversion, der Überführung des Militärischen in eine kreative und friedliche Nutzung. Die seit 1995 mit Unterstützung des MWFK und zahlreicher Sponsoren stattfindenden Ausstellungsprojekte widmeten sich jedes Jahr in verschiedener Zusammensetzung einem besonderen Thema und waren Anziehungspunkt für Brandenburger und Berliner.

Das Gelände wurde 1999 an den Investor Gewobag verkauft, der eine dichte Wohnbebauung mit 635 Wohneinheiten für die nach Berlin ziehenden Bundesbediensteten vorsah. Das Atelierhaus passte nicht in dieses Konzept und wurde trotz hartnäckigen Widerstands der Künstler und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg im Spätherbst 2007 abgerissen. Einige Künstler sahen für sich damit das Projekt beendet. Der andere und größere Teil hat sich neu formiert und arbeitet seitdem in Haus 5 der Waldsiedlung, wo die Stadt Potsdam neue Atelierräume für sie bereitgestellt hat. Der Verlust des spektakulären Ausstellungsorts Panzerhalle war zwar bedauerlich, aber die neuen Umstände brachten auch neue Impulse. Ausstellungen werden seitdem nach auswärts gebracht und wechselnde Orte bespielt. Und weil sich die neuen Räumlichkeiten auch für Kurs- bzw. Bildungsarbeit eignen, hat der Verein hier einen weiteren Schwerpunkt entwickelt.